1971

Vor 50 Jahren, genauer gesagt am 2. November 1971, versammelte sich eine kleine Gruppe von Hobby-Schachspielern im altehrwürdigen Cafe "Wiener Hof" in Forst. Dies war die Geburtsstunde der Schachfreunde Forst.

Die Vereinsgründung hatte das Ziel, das Schachspiel auch in Forst zu einer wettbewerbsfähigen Sportart zu führen. Obwohl es schon damals regelmäßge Schachverbandskämpfe gab, dauerte es immerhin noch weitere 10 Jahre bis Schach von den Finanzämtern als gemeinnützig und steuerbegünstigte Tätigkeit anerkannt wurde.

Als erster Vorstand wurde Dietmar Kritzer gewählt, der den Verein für ein Jahr leitete. 1972 wurde dann Alfred Hügel gewählt, der den Verein bis ins Jahr 1984 führte. Wolfgang Becker leitete den Verein von 1984 bis 1990. Von 1990 bis 2004 leitete wiederum Alfred Hügel den Verein.

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Alfred Hügel beim 25 jährigen Vereinsjubiläum

Nachdem Alfred Hügel im Jahre 2004 durch Markus Zieger abgelöst wurde führte er seine Pressearbeit aber weiter. 50 Jahre sorgte er so dafür, daß die Vereinsnachrichten regelmäßg im Mitteilungsblatt der Gemeinde Forst veröffentlicht wurden. 52 Artikel für das Ortsblatt und dazu einige Zeitungsartikel waren Jahr für Jahr sein Standard. Heute sind wir auch dankbar, auf seine gut dokumentierten Fotoalben zugreifen zu können und somit die Geschichte des Vereins in Bildern nachvollziehen können.
Besonders am Herzen lag ihm aber die Jugendarbeit, die später dann reichlich Früchte trug. Die meisten der Jugendlichen von der Anfangszeit sind noch heute mit Begeisterung dabei. Neben den schachlichen Veranstaltungen wie Vereinsturnier, Blitzturnier oder Verbandsrunde hatte er auch die Geselligkeit im Blick. So gab es Winterfeiern, Grillfeste oder sogar Übernachtungen im Hilsenhof im Schwarzwald, was noch heute Tradition ist. In den letzten 3 Jahren gab Alfred zudem einen "Schachkurs für Senioren".

1972

Das Gründungsturnier und somit die erste Vereinsmeisterschaft gewann Klaus Ritter. Bis zur ersten Verbandsrunde ab Oktober 1972 fanden einige Freundschaftsspiele gegen benachbarte Vereine statt, um das Niveau der Mannschaft einschätzen zu können. Aufgrund der Tatsache, dass alle Spiele gewonnen wurden, durfte die Mannschaft auf Empfehlung des Karlsdorfer Schachvereins in der B-Klasse starten. Ein Durchmarsch in die A-Klasse war die Folge. Die Siegesserie hielt an und man fand sich zwei Jahre später in der Bezirksklasse wieder. Dort mussten wir dann am letzten Spieltag die erste Niederlage gegen den KSF einstecken und verpassten dadurch den erneuten Aufstieg denkbar knapp. Der Verein erhielt regen Zuwachs und wir konnten nach 4 Jahren schon drei Mannschaften melden.

1975

Im Jahre 1975 bestritt der erst 12 jährige Claus Fohler, der später noch für grosse Furore sorgen sollte, sein erstes Verbandsspiel und fiel damals schon durch sein kompromissloses Angriffsspiel auf. Die 1. Mannschaft verpasste wiederum am letzten Spieltag wegen einem Brettpunkt den Aufstieg in die Bereichsklasse.

1979

1979 bekamen die Schachfreunde hohen Besuch von Großmeister Wolfgang Unzicker, der bei einer Simultanvorstellung an 31 Brettern gleichzeitig spielte und lediglich gegen Werner Gutzen eine halben Punkt abgab, ansonsten aber alle anderen Partien für sich entscheiden konnte. Derart gut trainert wurde dann auch prompt der Aufstieg in die Bereichsklasse und 3 Jahre später auch in die Landesliga geschafft.


Wolfgang Unzicker am Brett von Alfred Kübler

 


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Viktor Kortschnoi in Söllingen


Im selben Jahr gab WM-Kandidat Viktor Kortschnoi in Söllingen an 40 Brettern eine Simultanvorstellung, wo auch ein Forster Spieler teilnahm und diesen Super-8-Film mitbrachte: www.youtube.com/watch?v=opou_gnS9T8

 


1981

Mehrmals nahmen die Schachfreunde in den späten 70er Jahren beim großen Schnellschachturnier im französischen Montbéliard teil. Auch 1981 wurde mitgespielt. Klaus Ritter hatte einen "kurzen Draht" zum Organisator und so konnten wir jeweils in der höchsten Klasse starten. Ziel war natürlich nur der Klassenerhalt, was auch immer klappte. Im Vordergrund standen die Kameradschaft, die Geselligkeit und die Freude darüber, in der höchsten Spielklasse gegen starke Gegner mitspielen zu dürfen. Nach einer langen Anreise am Vortag und einem noch längeren Abendessen sowie einer kurzen Nacht im Hotelbett war am nächsten Morgen die Kondition nicht mehr so wie sie eigentlich sein sollte. Die Badischen Neuesten Nachrichten schrieben damals in einem Bericht darüber. Dessen dicke Überschrift lautete: "Schachspieler mit Rotwein mattgesetzt". Jedenfalls spielten wir schon morgens regelmäßig gegen Mannschaften wie z.B. Strasbourg, Karlsruhe, Bâle oder Mulhouse. Nach der Mittagspause folgte dann der Rest der Partien. Zu einer besonderen Begegnung kam es 1981, als auf dem Turnier der legendäre Emil Joseph Diemer auftauchte. Gerhard Brückel hatte das seltene Vergnügen gegen ihn spielen zu dürfen.

Emil Joseph Diemer in Montbéliard

 

Emil Joseph Diemer am Forster Brett

 

Vesperpause !


Die Verbandsrunde 1980/81 war übrigens besonders erfolgreich für unseren Verein, der inzwischen fünf Mannschaften stellen konnte: Claus Fohler stieg auf badischer Ebene in das Meister B Turnier auf, Claudia Gutzen wurde Bezirksmeisterin, Martin Fohler Vizemeister bei den Schülern und die Jugend nordbadischer Mannschaftsmeister. Die Fohler-Brüder bestätigten ihre Ausnahmestellung im Bezirk Karlsruhe auch im darauffolgenden Jahr,beide wurden Bezirksjugendmeister, Claus in der A, Martin in der B-Jugend und waren massgeblich an der Erringung der nordbadischen Meisterschaft beteiligt. Bis zum Jahr 1987 musste der Verein eine längere Durststrecke durchstehen, die dann aber spektakulär beendet wurde. Forst wurde völlig überraschend Bezirkspokalmeister, nachdem man im Verlaufe des Pokalwettbewerbs mit Karlsruhe und Untergrombach zwei Bundesligisten aus dem Rennen werfen konnte.

1988

Teilnahme am Dorffest der Gemeinde Forst. Weitere Teilnahmen auch beim Waldseefest bei der Waldseehalle folgten. Besonders begehrt waren die Schokobananen der Schachfreunde, die von der Familie Thomé gestiftet wurden.

Vorstand Wolfgang Becker an der Kasse

 

1990

Den ersten sportlichen Höhepunkt bis dahin erreichte unser Verein jedoch im Jahre 1990. Claus Fohler, der als völliger Aussenseiter im Meister A-Turnier gehandelt wurde,

Claus Fohler wird Badischer Meister

setzte sich auf dem Badischen Schachkongress in Mannheim gegen acht erfahrene Bundesligaspieler durch und wurde als erster Landesligaspieler überhaupt Badischer Meister. Nebenbei gewann er noch den Schöheitspreis für die beste Partie des Turniers und wurde in die badische Ländermannschaft berufen.
Von der Woge der Euphorie getragen ging der Titel des Bezirkspokalmeisters zum zweiten Mal nach Forst. Die 2. Mannschaft schaffte den Aufstieg in die A-Klasse. Wegen beruflichen Gründen musste dann aber Claus Fohler Forst verlassen.

 

1995

Diesen Verlust konnte die 1. Mannschaft nicht gleichwertig ersetzen und musste nach 13 Jahren aus der Landesliga absteigen. Im Stile einer Fahrstuhlmannschaft konnte die 1. Mannschaft sofort wieder aufsteigen, um in der Verbandsrunde 1995/96 erneut abzusteigen. Seit der Saison 1996/97 spielt die erste Mannschaft ununterbochen in der Landesliga, während die zweite Mannschaft über A-Klasse, Bezirksklasse, A-Klasse nun wieder in der B-Klasse gelandet ist.

1996

Das 25 jährige Vereinsjubiläum wurde im Oktober 1996 mit einer Festveranstaltung im Jägerhaus in Forst gefeiert.

Der damalige Bürgermeister Alex Huber überreicht die goldene Verdienstmedaile der Gemeinde an Alfred Hügel

 

2000

Ab dem Jahre 2000 waren die Schachfreunde Forst auch im World Wide Web erreichbar, das seither von Gerhard Brückel gepflegt wird. Einer der ersten Berichte auf www.schachfreunde-forst.de war der folgende:

29. April 2000
Auf dem 73. Badischen Schachkongress in Umkirch wurde unser Mitglied Franz Fohler neuer Badischer Meister in der Altersklasse Nestoren. Herzlichen Glückwunsch !

Hanke - Fohler

 

2001

Im Oktober 2001 wurde der Bezirksschachtag zusammen mit dem Länderkampf Baden-Elsaß ausgetragen. Gleichzeitig fand noch eine Mannschaftsführerschulung statt. Diese Veranstaltung war für die Schachfreunde Forst als Ausrichter die bis dahin wohl anspruchsvollste Veranstaltung.

Gedenkminute für den 11. September 2001

Länderkampf Baden-Elsaß
Brett 1: IM Daniel Roos - IM Lothar Arnold (1:0)

 

2004

Am Ende seiner 33-jährigen Tätigkeit in der Vorstandschaft übergab Alfred Hügel in der Hauptversammlung 2004 die Verantwortung des 1. Vorsitzenden an Markus Zieger. der seitdem den Verein erfolgreich führt. Zusammen mit den übrigen, teils langjährigen Vorstandsmitgliedern wie Schriftführer Enrico Zieger, 2.Vorstand David Scheja, Kassenwart Gerwin Dickgießer, Pressewart Alfred Hügel, Jugendleiter Karl Dauner, Franz Bolz, Turnierleiter Markus Wiederspahn und Webmaster Gerhard Brückel konnten alle bisherigen Aktivitäten problemlos fortgesetzt werden.

Markus Zieger überreicht an
Alfred Hügel einen Geschenkkorb


Besonders erwähnenswert ist der ab 2008 erfolgte Umbau des alten Feuerwehrhauses zu einem Vereinslokal und der dann folgende Umzug von der OGV-Anlage ins neue Domizil "Altes Feuerwehrhaus". Zahlreiche Vorstandssitzungen wurden seither von Markus Zieger zu diesem und vielen anderen Themen abgehalten. Ohne Markus gäbe es keine Vereins-Shirts und Vereinsjacken mit aufgedruckten Vereinswappen.

Markus hier zusammen mit dem damaligen FFC-Präsident Michael Wernthaler beim Tag der offenen Tür im neuen Vereinsheim

 

Markus beim Grillen bei einem Saisonabschlußfest

 

2008

Ein Höhepunkt war das Spieljahr 2007/2008. Forst wurde zweifacher Meister und stieg in Landesliga und Bezirksklasse auf. Im Jahre 2008 wurde mit dem Umbau des alten Feuerwehrhauses begonnen, das als zukünftiges Vereinsheim dienen sollte.

 

2009

Unzählige Stunden verbrachten die Vereinsmitglieder auf der Baustelle, damit der Verein ein sehr attraktives Vereinsheim hatte. 2009 war es dann soweit. Umzug vom "provisorischen Vereinsheim" beim Obst-und Gartenbauverein ins das fertiggestellte, schmucke Vereinsheim "Altes Feuerwehrhaus".

Tag der offenen Tür im neuen Vereinsheim

 

2011

Die richtige Nagelprobe fand allerdings erst im Jahre 2011 statt, als im "Spiegelsaal" des Vereinsheimes die "Offene Badische Schnellschachmeisterschaft" durchgeführt wurde. Alles war bestens organisiert und die Meisterschaft fand in sehr schönem Ambiente statt, was auch viel Lob einbrachte.

Offene Badische Schnellschachmeisterschaft 2011 in Forst


Im selben Jahr fand auch die 850-Jahr Feier der Gemeinde Forst statt, wo sich die Schachfreunde standesgemäß mit einem rießigen Schachbrett und einem Leiterwagen am Umzug beteiligten.

850-Jahr Feier der Gemeinde Forst/Baden

 

2015

Einen tolles Ereignis stellte sich dann im April 2015 ein. Mit dem Slogan "Meister, Meister, Aufsteiger" konnte man den gleichzeitigen Aufstieg von 3 Mannschaften feiern, zwei davon holten zusätzlich die Meisterschaft. Das gabs noch nie.

Meister, Meister, Aufsteiger

 

2020

Im Coronajahr lief auch bei den Schachfreunden Forst so gut wie nichts mehr. Einziger Lichblick waren die regelmäßigen Treffen auf Lichess.org zum Blitzen, sozusagen unser Ersatzsvereinsabend.

 

2021

Einen neuen sportlichen Höhepunkt wurde in diesem Jahr von unserem Nachwuchstalent Benedikt Dauner gesetzt. Nach dem Sieg in der Vorrunde des Badischen Schachverbandes im Blitzschach war er für das Finale des Deutschen Schachbundes in Magdeburg qualifiziert. Benedikt konnte dort Siege gegen einen Großmeister, zwei Internationale Meister, sowie zwei Fidemeister feiern. Auch das Remis gegen Nationalspieler GM Daniel Fridman war ein sehr gutes Ergebnis für Benedikt. Dem gegenüber stand die eine oder andere Zeitnot bedingte Niederlage in besserer oder ausgeglichener Stellung. Insgesamt eine tolle Erfahrung für Benedikt und eine super Werbung für die Schachfreunde Forst.

Benedikt Dauner (r) - Roland Schmalz (1-0) bei der Badischen Blitzmannschaftsmeisterschaft 2020 in Pforzheim

 


Text: G. Brückel / (C) Fotos:  G. Brückel / A. Hügel